Ein Bericht aus dem Westjordanland Asers Weg zurück ins Leben
Einen derart schweren Fall von Asthma habe er noch nie erlebt, betont auch Dr. Ra’fat Allawi, der einzige pädiatrische Pneumologe in Palästina. Antihistamin-Spray und Sauerstoffmaske reichten da nicht aus. Nur mit einer zehnfach erhöhten Kortison-Dosis ließen sich Asers bislang extreme Reaktionen auf alles, was sein Körper als fremd erkennt, ob Gras, Smog oder Mückenstich, unter Kontrolle bringen.
Asers Mutter kann bei ihrem Sohn bleiben
Diese hohe Kortison-Dosis wird nur in Ausnahmefällen verabreicht. Jedoch nahmen Ärzte und Eltern dies in Kauf, denn was zählt ist, dass Aser lebt - und das meist recht vergnügt. Er hat ein gewinnendes Lachen, das für so ein kleines Kind erstaunlich rau klingt. Vermutlich eine Folge der langen Zeit, in der Aser auf der Intensivstation des Caritas Baby Hospitals in Bethlehem künstlich beatmet werden musste.
Genau an seinem ersten Geburtstag hatte sich die schon zuvor diagnostizierte reaktive Atemwegserkrankung, kurz RAD, akut verschlimmert. Der Junge musste umgehend intubiert werden. „Die Entscheidung, ihn maschinell zu beatmen, war nicht leicht. Für ein Kleinkind ist dies ein massiver und heikler Eingriff“, erinnert sich Dr. Ra’fat, wie ihn alle im Krankenhaus nennen. „Aber sonst wäre er gestorben.“
Auch so war es ein langer Kampf um Leben und Tod. Jene 17 Tage, als Aser auf der Intensivstation lag, war seine Mutter Rawan stets bei ihm und übernachtete in der Mütterabteilung des Kinderkrankenhauses, gleich nebenan. Für sie ein Trost. „Ich musste nur die Tür öffnen und war bei meinem Sohn.“
Begleitende medizinische Fürsorge auch zu Hause
Nach zwei Wochen trat endlich Besserung ein. „Es schien wie ein Wunder“, berichtet Dr. Ra’fat. Ein Wunder, das freilich nicht vom Himmel fiel, sondern viel mit der guten Ausstattung des Caritas Baby Hospital, der Expertise und dem Teamgeist des Personals zu tun hat.
Wenn Asers Zustand sich weiter stabilisiert, so hofft der Arzt, könne man das Kortison im nächsten Jahr absenken. Zumal die Steroide, die Asers Immunsystem ruhigstellen, gleichzeitig aggressives Verhalten begünstigen. Manchmal leidet darunter auch Asers Zwillingsbruder Adam, ein gesunder, aufgeweckter Junge. Ohnehin dreht sich das Familienleben um Asers Krankheit. Aser braucht mindestens zweimal täglich das Asthma-Spray und viermal die Sauerstoffmaske. Selbst in der Nacht kontrollieren die Eltern den Oxygen-Gehalt in seinem Blut.
Doch Dr. Ra’fats Prognose macht ihnen Mut. „Leicht wird es nicht“, stellt er fest, Inhalationsmittel wird Aser auch als Erwachsener brauchen. „Aber er wird ein normales Leben führen können.“
Die aktuelle Situation im Caritas Baby Hospital Bethlehem
Der Trägerverein Kinderhilfe Bethlehem finanziert und betreibt das Caritas Baby Hospital im Westjordanland. Zehntausende Kinder und Babys werden dort jährlich stationär oder ambulant behandelt.
Wegen des Kriegs ist der uneingeschränkte Zugang zum Kinderkrankenhaus zurzeit für die kleinen Patienten und die Mitarbeiter nicht mehr gewährt, da die israelische Armee im Westjordanland umfangreiche Straßensperren errichtet hat.
Der Bedarf an pädiatrischer Versorgung aber bleibt weiterhin hoch. Das Krankenhaus hat Maßnahmen ergriffen, um die medizinische Betreuung von Kindern zu garantieren: So wurde eine 24-Stunden-Hotline für telefonische Beratung eröffnet. Zu Patienten mit chronischen Erkrankungen wurde Kontakt aufgenommen, um sicherzustellen, dass sie die nötigen Medikamente erhalten.
Nur dank Spenden kann das Hospital seine Aufgaben erfüllen und Kinderleben retten. Auf der Website kinderhilfe-bethlehem findet man Informationen zum Trägerverein, zum Hospital, zur aktuellen Situation in Bethlehem und Möglichkeiten zur Unterstützung.
Spendenkonto:
Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe
BIC: BFSWDE33KRL
IBAN: DE22 6602 0500 0303 0303 03