420 Wohnungen pro Jahr fehlen im Kreis
Aktuell fehlen 580 Wohnungen im Landkreis Heidenheim
„Der Neubau ist notwendig, um das bestehende Defizit – immerhin fehlen im Landkreis Heidenheim aktuell rund 580 Wohnungen – abzubauen, aber auch, um abgewohnte Wohnungen in alten Häusern nach und nach zu ersetzen. Hier geht es besonders um Nachkriegsbauten, bei denen sich eine Sanierung nicht mehr lohnt“, sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut.
Am Wohnungsbedarf ändere auch die Zahl leerstehender Wohnungen nichts: Der aktuelle Zensus registriert für den Landkreis Heidenheim immerhin rund 3130 Wohnungen, die nicht genutzt werden, das seien 4,9 Prozent vom gesamten Wohnungsbestand im Landkreis. Ein Großteil davon –rund 1800 Wohnungen – stehe jedoch schon seit einem Jahr oder länger leer. „Das sind immerhin rund 58 Prozent vom Leerstand. Dabei geht es allerdings oft um Wohnungen, die auch keiner mehr bewohnen kann. Sie müssten vorher komplett – also aufwendig und damit teuer – saniert werden“, sagt Matthias Günther.
Viele Hauseigentümer halten sich nach Beobachtungen des Instituts mit einer Sanierung zurück: „In ihren Augen ist eine Sanierung oft auch ein Wagnis, sie sind verunsichert. Sie wissen nicht, welche Vorschriften – zum Beispiel bei Klimaschutz-Auflagen – wann kommen. Es fehlt einfach die politische Verlässlichkeit. Ein Hin und Her wie beim Heizungsgesetz darf es nicht mehr geben“, kritisiert der Leiter des Pestel-Instituts. Außerdem hapere es bei vielen auch am nötigen Geld für eine Sanierung.
Am Neubau von Wohnungen im Kreis führt kein Weg vorbei
Weitere Gründe, warum leerstehende Wohnungen nicht vermietet werden: „Immer wieder kommt bei Erbstreitigkeiten kein Mietvertrag zustande. Und oft scheuen sich Hauseigentümer auch, sich einen Mieter ins eigene Haus zu holen, mit dem sie sich am Ende vielleicht nicht verstehen“, sagt Matthias Günther. Für ihn steht deshalb fest: „Am Neubau von Wohnungen führt daher auch im Kreis Heidenheim kein Weg vorbei.“
Gegenrechnung des Wohnraums „ist eine Milchmädchenrechnung“
Das Pestel-Institut hat die Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) organisiert. Für dessen Präsidentin macht die Untersuchung eines deutlich: „Es ist eine Milchmädchenrechnung, die leerstehenden Wohnungen gegen den aktuellen Bedarf an Wohnungen gegenzurechnen. Das funktioniert so nicht. Politiker, die das gerade versuchen, betreiben Augenwischerei“, sagt Katharina Metzger.
Für die Verbands-Chefin steht fest: „Der Wohnungsbau ist auch im Kreis Heidenheim das Bohren dicker Bretter.“ Um voranzukommen, fordert Metzger, die Baustandards zu senken: „Einfacher und damit günstiger bauen. Das geht, ohne dass der Wohnkomfort darunter leidet. Andernfalls baut bald keiner mehr.“
„Toxische Entwicklung“ muss dringend gestoppt werden
Aktuell erlebe die Branche einen regelrechten Absturz, viele Unternehmen hätten bereits deutlich Kapazitäten abbauen müssen. „Die Zahl der Neubauten in Deutschland geht in den Keller. Hersteller von Mauersteinen zum Beispiel schließen Werke, und die Entlassungswelle rollt ungebremst: Der Bau verliert zahlreiche Beschäftigte, darunter viele gute Fachkräfte. Dabei ist das das Letzte, was sich Deutschland jetzt erlauben darf“, so Katharina Metzger.
Die Verbandspräsidentin warnt gemeinsam mit dem Pestel-Institut vor einer „Absturz-Spirale beim Wohnungsneubau“. Die derzeitige Situation sei fatal: „Wohnungsnot trifft auf Nicht-Wohnungsbau. Diese toxische Entwicklung muss dringend gestoppt werden.“
Denn, so ihre Befürchtung: Wohnungsmangel schaffe soziale Spannungen. „Wenn sich Menschen wochen- und monatelang um eine neue Wohnung kümmern müssen, dann braut sich da etwas zusammen. Das ist Gift für das soziale Miteinander in der Gesellschaft“, so Katharina Metzger.
Pestel-Institut