Trigema-Chef Wolfgang Grupp „Ich bin ein Egoist und will Geld verdienen"

wag 1975

Im Interview in der aktuellen Ausgabe von "landgemacht" bezieht der schwäbische Unternehmer Stellung. Hier geht's zum Interview.

Wolfgang Grupp, Inhaber und Geschäftsführer des Textilunternehmens Trigema, ist bekannt für seine klaren Ansagen und Ansichten.

Wolfgang Grupp, Inhaber und Geschäftsführer des Textilunternehmens Trigema, ist bekannt für seine klaren Ansagen und Ansichten.

Bild: Trigema

Gesehen hat den Affen-Spot sicher fast jeder Deutsche schon mal - vermutlich in der sogenannten "Best Minute" vor der 20-Uhr-Tagesschau. Hauptdarsteller des Werbesport: der besagte sprechende Schimpanse, der in Wahrheit nur auf Nüssen kaute, es dadurch aber so aussehen ließ, als würde er in der Folge fehlerfrei seinen Text an den Fernsehzuschauer bringen. Der Affe in der TV-Werbung - es war ein richtiger Marketingcoup für den Textilhersteller Trigema aus dem schwäbischen Burladingen. Und somit auch für den mittlerweile 81-jährigen Chef in 3. Generation Wolfgang Grupp. Ohne Frage ist auch er eine Ausnahmeerscheinung - und dass er dabei oftmals auch polarisiert, ist ihm durchaus bewusst.

Herr Grupp, Trigema ist eines der letzten Textilunternehmen in Deutschland, welches ausschließlich auf Qualität und Produktion "Made in Germany" setzt. In unserer aktuellen Ausgabe von "landgemacht" beschäftigen wir uns mit Themen wie Schafhaltung, deren Einsatz in der Landschaftspflege, aber auch um die Nutzbarmachung des Fells in Form von Wolle. Produzieren Sie eigentlich auch Textilien aus echter Schafwolle?

"Bei uns ist Wolle kein großes Thema. Das ist für Hersteller von Strickwaren im Flachstrickverfahren. Aber auch wir verarbeiten Wolle, genauer gesagt Merino-Wolle im Rundstrickverfahren. Burladingen und Trigema befinden sich ja auch auf der Schwäbischen Alb. Anfangs gab es hier in Burladingen 26 Textilfabriken. Die besondere Geschichte der Textilwirtschaft hängt eng zusammen mit den kargen Böden der Schwäbischen Alb. Wenn das Gras sehr schlecht ist, dann werden Schafe weiterziehen und minderwertiges Gras fressen. Denn Schafe sind im Vergleich zu Kühen nicht sonderlich "schleckhaft" und geben sich mit minderem Gras zufrieden. Mit den Schafen auf der Alb kam die Schafzucht und über die Schafzucht gewann man Wolle. Man fing an, Webstühle oder Strickmaschinen zu bauen, mit denen man für die Verbreitung von Schafswolle sorgte. So wurde die Schwäbische Alb zur Hochburg der Textilindustrie. Ich bin überzeugt, die gäbe es auch heute noch, wenn die Unternehmen früher erkannt hätten, dass man in einem Hochlohnland keine Billigwaren produzieren kann."

Der Großteil der in Deutschland produzierten Schafwolle wird hier gar nicht verwendet. Vielmehr werden Produkte aus Schafswolle zu großen Teilen aus Ländern wie China nach Europa exportiert. Woran liegt das?

"Gut, das kann ich nicht genau sagen. Bei Trigema verwenden wir Baumwolle - und diese wächst nicht in Deutschland. Aus Preisgründen kann es schon sein, dass Unternehmen eher mindere Qualität aus dem Ausland beziehen als auf Qualität zu setzen. Deshalb ist auch ein Billiganbieter wie der Textilhändler KiK beispielsweise kein Kunde von Trigema. Bei uns kaufen Kunden, die auf Qualität setzen."

Sie leiten nun seit 54 Jahren Trigema und haben bereits in jungem Alter das Familienunternehmen übernommen. Haben Sie sich damals bereit gefühlt, als Sie im Alter von 27 Jahren bei Trigema das Ruder übernahmen?

"Das war kein Schritt, den ich in irgendeiner Form als einschneidend wahrgenommen hätte. Ich bin im Unternehmen aufgewachsen. Trigema einmal zu übernehmen, ist mir indirekt in die Wiege gelegt worden. Ich war im Internat und wurde streng erzogen. Ich habe studiert und später meine Doktorarbeit abgebrochen, da es im Unternehmen Probleme gab. Die Übernahme der Verantwortung bedeutete also, dass von mir erwartet wurde, Probleme zu lösen."

Sie bezeichnen sich selbst häufig als einen Egoisten. Warum betiteln Sie sich so? Sind Sie jemand, der auf sich selbst am meisten bedacht ist?

"Ich sage das immer sehr einfach, aber als Unternehmer bin ich zunächst einmal nicht sozial. Ich bin ein Egoist und will Geld verdienen. Ich habe aber gemerkt: Wenn ich Geld verdienen will und es mir gut gehen soll, dann muss es meinem Umfeld auch gut gehen. Das heißt, ich muss meine Mitarbeiter mit einbinden und positiv behandeln - denn Mitarbeiter und Unternehmer brauchen sich gegenseitig. Je anständiger ich mit meinen Mitarbeitern umgehe, desto besser arbeiten sie für mich. Trigema darf auch nur so groß sein, solange ich es selbst voll überblicken kann."

Wieso denn das?

"Wenn ich jetzt beginnen würde, zehn, zwanzig Niederlassungen auf der ganzen Welt zu installieren, funktioniert auch das zwischenmenschliche Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Mitarbeiter nicht mehr. Die Verantwortung und Haftung zu übernehmen, ist für mich selbstverständlich. Kassieren, wenn es gut läuft, in schwierigen Zeiten aber Verluste dem Steuerzahler zu überlassen, das darf sicher nicht sein. Wir als Gesellschaft müssen eigentlich erkennen, dass ein Unternehmen nur so groß werden darf, wie der Unternehmer persönlich die Verantwortung und Haftung mit dem eigenen Privatvermögen tragen kann. So bleibt der Mittelstand erhalten und wächst auch wieder."

Wolfgang Grupp im Nähsaal von Trigema. Bild: Trigema

Nehmen wir an, dass jemand eine Textilfirma gründen möchte und das auch noch in der Region. Was würden Sie den Jungunternehmern empfehlen?

"Wenn ich ehrlich bin, würde ich empfehlen, dieses nicht zu gründen (lacht). Wenn sie noch keine etablierte Marke haben, dann brauchen sie viel Geld, um diese aufzubauen. Als Hersteller ohne Marke arbeiten sie mit den Billigunternehmen zusammen. Mit einer Marke gilt nicht, dass der Preis zählt, sondern das Produkt und die Qualität. Der Preis ist nicht wichtig. Das billigste Auto ist nicht immer das Billigste. Das billigere Auto muss wahrscheinlich häufiger repariert oder ausgetauscht werden als das teurere Auto!"