Der Kuckuck unter den Wildbienen

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Die Glockenblumen-Wespenbiene ist die Wildbiene des Monats November 2024. Ihren Nachwuchs schiebt sie anderen Bienen unter.

WOZU SICH SELBST UM DIE EIGENE BRUT KÜMMERN: Die Glockenblumen-Wespenbiene (Nomada braunsian) überlässt diese Arbeit lieber anderen Bienen, in deren Brutzellen sie ihre Eier ablegt.

WOZU SICH SELBST UM DIE EIGENE BRUT KÜMMERN: Die Glockenblumen-Wespenbiene (Nomada braunsian) überlässt diese Arbeit lieber anderen Bienen, in deren Brutzellen sie ihre Eier ablegt.

Bild: Roland Günter

Sie sieht so mancher Wespe zum Verwechseln ähnlich, jedoch ist sie weder staatenbildend noch jagt sie andere Insekten. Vielmehr ist sie eine geschickte Strategin, die als Kuckucksbiene keinem eigenen Brutgeschäft nachgeht: Die Glockenblumen-Wespenbiene (Nomada brausiana).

Die kleine Biene erreicht eine Körpergröße von elf Millimetern. Die für Wespenbienen nicht unübliche Rotfärbung der Fühler und Beine sowie die braunroten Augen machen die Glockenblumen-Wespenbiene zu einer auffälligen Art.

Die Wildbiene des Monats November ist zwar weitverbreitet, dabei allerdings sehr selten. Zum Leben braucht sie trockenwarme Standorte wie Magerrasen, Trockenhänge, sonnige Waldränder oder auch extensiv genutztes Grünland.

Man trifft sie dort an, wo ihre Wirtsbienen neuen Baugrund für ihre Nester suchen. Ihre Wirte sind spezialisiert auf Glockenblumen, was der Wespenbiene auch den deutschen Namen einbrachte. Wie alle Kuckucksbienen baut sie keine eigenen Nester, um ihre Nachkommen durchzubringen, sondern sie schleust sich bei unterschiedlichen pollensammelnden Schuppensandbienen ein.

So parasitiert sie die Graue Schuppensandbiene (Andrena pandellei), die Braune Schuppensandbiene (Andrena curvungula) und die Kahle Schuppensandbiene (Andrena paucisquama). Dafür wartet sie in einer Art „Lauerstellung“, bis die Wirtsbiene zum Sammelflug aufbricht. Dann geht alles ganz schnell: Die Kuckucksbiene öffnet die unterirdisch angelegten Brutzellen und legt zu den vorhandenen Eiern ihre eigenen dazu. Zumeist unbemerkt, frisst die zeitig geschlüpfte Larve der Wespenbiene das Ei und Pollenbrot der ahnungslosen Gastgeberin. Im späten Frühjahr des Folgejahres schlüpfen dann die Nachkommen, um sich erneut ins gemachte Nest zu setzen.

Bis in den August hinein ist die geschickte Infiltrantin unterwegs, ehe sich ihre Lebensspanne dem Ende neigt. Da die Kuckucksbiene keinen Pollen für ihren Nachwuchs sammeln muss, kann sie sich voll und ganz auf die Eigenversorgung konzentrieren. So saugt sie ab Mai an diversen Blütenpflanzen Nektar – vorzugsweise am Knolligen Hahnenfuß und am Gamander-Ehrenpreis.

Wer sich fragt, wie er dieser besonderen Wildbienenart und ihren Verwandten helfen kann, bekommt eine klare Antwort: Wir müssen ihre wertvollen Lebensräume schützen. Leider werden diese zunehmend für Siedlungen, Verkehr und Gewerbe versiegelt. Es ist wichtig, diesem Trend entgegenzuwirken und naturnahe Flächen zu erhalten.

Tipps, wie man wertvollen insektenfreundliche Strukturen gestalten kann, finden Naturfreunde online unter www.wir-tun-wasfuer-bienen.de und www.deutschland-summt.de.

Dominik Jentzsch